Internationaler Nietzsche-Kongress 2025 |
Naumburg an der Saale, 16.-19. Oktober 2025 |
CfP für die 35. Jahrestagung der Nietzsche-Gesellschaft e.V. (16.-19. Oktober 2025, Nietzsche-Dokumentationszentrum (NDZ) Naumburg/S.) |
Nietzsches Gedanken zum Umgang mit Technologien und Technik haben in der Forschung bisher relativ wenig Aufmerksamkeit gefunden. Dies mag verwundern, hat Friedrich Kittler doch schon früh auf Nietzsches (unglücklichen) Gebrauch einer Schreibmaschine bzw. der sog. Malling-Hansen-Schreibkugel hingewiesen und Nietzsche die Bedeutung dieses „Schreibzeug[s]“ für das Denken selbst in weitreichender Weise betont. Hinzu kommt, dass Nietzsche mit vielen Technologien seiner Zeit vertraut war: Er benutzte die Eisenbahn und fuhr auf Dampfschiffen; er nahm als Freiwilliger am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 teil; auf die Post war er ebenso angewiesen wie auf seine Brille; er interessierte sich auch für Naturwissenschaften und spielte kurz mit dem Gedanken, Physik zu studieren. Das Forschungsdesiderat erklärt sich zum Teil daraus, dass häufig ein enger, moderner Technikbegriff verwendet wird, anstatt Technologie und Technik historisch zu perspektivieren. Fasst man den Begriff weiter, bezieht also auch die Kommunikationsmedien und die damit verbundenen Infrastrukturen, die einfacheren Werkzeuge und Maschinen, die Sprache und das weite Feld der Kulturtechniken mit ein, so finden sich bei Nietzsche zahlreiche Anknüpfungspunkte zum Thema Technik – und dies oft an zentraler Stelle. Man denke nur an das Blatt aus der Rolle der Zeit, mit dem Nietzsche zu Beginn der zweiten Unzeitgemäßen Betrachtung die Struktur des menschlichen Bewusstseins bestimmt, oder an die im selben Text entwickelten Gedanken über die kulturell ruinöse Wirkung der Presse. Zählt man zu Nietzsches Technologien auch seine Reflexionen über die Sprache und ihre Kultivierungs- und Hominisierungseffekte (im Sinne Bernard Stieglers), so wirft dies auch ein neues Licht z.B. auf Die Genealogie der Moral sowie auf Nietzsches eigene sprachliche und rhetorische Mittel.
Mögliche Themen zu „Nietzsches Technologien“ sind:
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Nietzsches Überlegungen zur Technik bzw. zu den Technologien seiner Zeit (z.B. Eisenbahn, Telegrafie, wissenschaftliche Instrumente, etc.) |
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Nietzsches Technologien im Kontext des 19. Jahrhunderts (z.B. in Bezug auf Ernst Kapps Technikphilosophie oder Karl Marx' Überlegungen zur revolutionären Bedeutung der Technik) |
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Nietzsches lebenspraktische Bezüge zu den Technologien seiner Zeit |
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Nietzsches sprachliche und rhetorische Techniken und ihre philosophische Reflexion |
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Anthropo- und Medientechniken bei Nietzsche |
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Technikmetaphern etwa in der Neurophysiologie des 19. Jahrhunderts und heute |
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Nietzsches Technologien und Nietzsches Naturen |
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Nietzsches Kultur- und Körpertechniken (Diätetik, Musizieren, Komponieren, Tanzen, Schreiben, Lesen, …) |
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Machttechnologien bei Nietzsche |
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Nietzsches versus Heideggers Frage nach der Technik |
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Techniken der Disziplinierung und Subjektivierung bei Nietzsche und Foucault |
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Nietzsches Ethik im Lichte der Technologiedebatten des 21. Jahrhunderts |
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Nietzsche und Künstliche Intelligenz |
Abstracts (300-500 Wörter) mit kurzem Lebenslauf werden bis zum 5. Mai 2025 erbeten an: info@nietzsche-gesellschaft.de.
Wissenschaftliche Leitung: Prof. Dr. Edgar Landgraf, Dr. Catarina Caetano da Rosa, Dr. Johann Szews
Europäisch – Übereuropäisch. Nietzsches Blick aus der Ferne
European – Supra-European. Nietzsche’s View from Afar